MOVIES - TV FILMS
GEYSIR UND GOLIATH
von Alexander J. Seiler
«Der Geysir» versucht Leben und Werk des Bildhauers Karl Geiser (1898-1957) in Ausschnitten aus seinem plastischen, grafischen und fotografischen Werk aus seinen Briefen und Tagebüchern zu evozieren: Geiser par lui-même. Der Film verzichtet darauf, die wenigen noch lebenden Zeitzeugen zu befragen (talking heads). Der Film verzichtet aber auch auf psychologische und kunsthistorische Interpretationen und Kommentare. Neben Geiser selbst kommen - in schriftlich oder mündlich überlieferten Aussagen - Menschen zum Wort, die ihm nahestanden. Meinen eigenen Text sehe ich als Narration in der Tradition des angelsächsischen Dokumentarfilms: als informative und möglichst sachliche Erzählung.
Der Fokus des Films liegt nicht auf den Werken, sondern auf dem Lebenswerk im Doppelsinn des Wortes. Anders gesagt: auf dem grossen work in progress, zu dem sich für Geiser Leben und Werk unauflösbar verflochten. Ganz in der Tradition der Romantik und des 19. Jahrhundert hat er «für sein Werk?» gelebt - und, gleichsam ein erschöpfter Goliath, für den «David» sein Leben gelassen. Er hat nie «gewohnt»: das Atelier war für ihn nie nur Werkstätte, sondern Domizil - der Ort, der Sitz des Lebens. Als Fotograf hat er es ausgiebig dokumentiert: die Werke nicht museumsreif, sondern im Entstehen begriffen zwischen Modellen und Mitarbeitern, zwischen Chiantiflaschen und Essensresten. Das Atelier war für ihn auch der Raum der Liebe: mit den wenigen, aber umso wichtigeren Frauen seines Lebens wie mit den Knaben und Jünglingen, deren Schönheit er früh und immer heftiger verfiel. Und im Atelier starb er - erschöpft, einsam und wochenlang unbemerkt.
Dieser Film ist auf der DVD-Edition Alexander J. Seiler enthalten.
Die DVD-Box kann über office@dvfilm.ch bestellt werden.
Für Anfragen zu Screenings stehen wir ebenfalls gerne zur Verfügung.
Credits
Jahr: 2010
Land: CH
Länge: 50 Min.
Regie: Alexander J. Seiler
Autor*in: Alexander J. Seiler
Produktion: Werner Schweizer
Kamera: Ueli Nüesch, Matthias Kälin
Schnitt: Rainer A. Trinkler
Musik: Michel Seigner
Produktionsleitung: Sereina Gabathuler
Cast: Bruno Ganz
Festivals Duisburger Filmwoche, 2011
Solothurner Filmtage, 2011